Sonnabend, 8. Juli: Gewalt erobert Hamburg, Merkel rollt mit Augen, Staatschefs lauschen Beethoven

Guten Morgen! Schwarzes Wochenende  für Hamburg. *

Θ HAMBURG

Gewalt am Morgen: Am Freitag um sechs Uhr morgens zogen etwa 200 militante Autonome unbehelligt von der Polizei durch Altona. An der Elbchaussee wurden wahllos PKWs in Brand gesetzt. Zahlreiche Handyvideos in den sozialen Netzen dokumentierten die sinnlose Gewalt. Die Aggressivität ging am Rathaus Altona und an der Großen Bergstraße weiter, wo fleißig entglast wurde. Das gegebene Versprechen innerhalb einer Minute bei Anschlägen einzugreifen, gelte nur in der City, ließ die Polizei anschließend wissen. Zudem hätte die Polizei auf das Gefahrenpotential von Camps hingewiesen, die ihr durch die Gerichte aufgezwungen worden waren. Innensenator Andy Grote bezeichnete die Gewalt indes als erwartbar und forderte schnell weitere Unterstützung aus anderen Bundesländern an.
faz.net, facebook.polizeihamburg

Gewalt ab Mittag: Nachdem zwischenzeitlich die Demonstration gegen den Kapitalismus der Logistik im Hafen und eine Forderung nach besserer Bildung auf St. Pauli friedlich beendet wurden, befindet sich die Stadt seit Freitagmittag im Ausnahmezustand. Bei diversen Anlässen treffen Polizisten auf militante Linksautonome und die Stadt hat sich in ein Schlachtfeld verwandelt. Nach Auseinandersetzungen an den Landungsbrücken, verlagerte sich der Straßenkampf auf die Schanze, die in Flammen aufging. Es kam zu Plünderungen und einer Hausbesetzung. Ein Polizist sah sich sogar gezwungen einen Warnschuss abzugeben. Für die Nacht hatten die Extremisten angekündigt, in wohlhabende Stadtteile zu ziehen, um Verwüstung anzurichten. In Winterhude soll sich eine erste Bürgerwehr gebildet haben.
ndr.de, ticker.mopo.de, taz.de, welt.de (Gewalt), facebook.heiko.wessling (Bürgerwehr)

Ich bin sehr besorgt über die Zerstörungen, die stattgefunden haben.
Die Sorge von Bürgermeister Olaf Scholz teilen viele Hamburger.
facebook.n24/Welt

Politische Konsequenzen: Die Frage, ob die Polizei oder der schwarze Block der „Welcome to Hell“ Demonstration für die Eskalation am Donnerstagabend verantwortlich gewesen sind, wird die Politik nach dem Gipfel beschäftigen. Weitgehende politische Einigkeit besteht indes darin, dass die folgende Gewalt in der Stadt zu verurteilen ist. Für Bürgermeister Olaf Scholz und Innensenator Andy Grote dürfte die kommende Woche unangenehm werden. Scholz hatte im Vorfeld den G20-Gipfel mit dem fröhlichen Hafengeburtstag verglichen und gemutmaßt viele Hamburger würden davon gar nichts mitbekommen. Andy Grote hatte den Bürgern vermittelt, alles im Griff zu haben, um sich dann doch von der gut vorbereiteten Taktik der Gewalt der radikalen Autonomen überraschen zu lassen.
facebook.jmwell, bild.de, stern.de, mopo.de, spiegel.de, gruene.de

Falls Angela Merkel mit G20 Olaf Scholz eins auswischen wollte. Taktik könnte aufgehen.
Welt-Journalist Uli Exner vermutet einen Plan hinter dem Chaos.
facebook.uli.exner

Veranstaltungshinweis
Hamburg zeigt Haltung: Am Sonnabend wollen wir anlässlich des G20-Gipfels in Hamburg Haltung zeigen. Haltung für Demokratie und Menschenrechte, für Respekt, Vielfalt, Meinungsfreiheit, Toleranz, Pressefreiheit und all die Werte, die uns in unserer freiheitlichen Gesellschaft wichtig sind.“Wir“ – das ist ein ganz breites Bündnis von Personen aus sozialen Initiativen, Kultur, Sport, Kirchen und Politik. Nur ihr fehlt noch. Also seid dabei und #zeigtHaltung. Los geht es um 12.00 Uhr an der U-Bahnhaltestelle Meßberg in Richtung Fischmarkt, wo ab 14.00 Uhr das Fest für Demokratie und Menschenrechte beginnen wird. Gesine Schwan wird sprechen, Bridget Fogle wird singen. Seien Sie dabei.
hamburgzeigthaltung.de

Geldhahn wieder zu: Der HSV muss seine Transferbemühungen wieder einstellen, weil erst frisches Geld in die Kasse kommen soll. Die zu besetzenden Positionen in der Innenverteidigung und auf der defensiven linken Außenbahn bleiben erstmal frei. Der Verein sucht weiter nach Abnehmern für die Großverdiener wie Lewis Holtby, Aaron Hunt und Pierre-Michel Lasogga. Derweil soll der VfL Wolfsburg weiter an Nicolai Müller dran sein. Müller wiederum will der Verein unbedingt halten. Am Sonntag bezieht der HSV das erste Trainingslager in Rothenburg an der Wümme.
bild.de

Rätsel gelöst: Eine ganze Woche brauchte das Institut für Hygiene und Umwelt für die Analyse, um was es sich bei den stinkenden weißen Klümpchen am Elbstrand gehandelt hat. Nun ist klar, dass es Fäkalien waren, die aufgrund der starken Regenfälle in der vergangenen Woche aus einem Klärwerk in die Elbe und an den Strand zwischen Övelgönne gelangt waren. Das Technische Hilfswerk musste drei Tonnen der Kügelchen einsammeln. Zuvor war vermutet worden, dass ein Kreuzfahrtschiff den Müll verursacht habe, weil Wattebäuschen in der Fettmenge enthalten waren. Aber auch die Hamburger entsorgen wohl Fette und Watte unsachgemäß über die Kanalisation, wie Hamburg Wasser rügt.
abendblatt.de, mopo.de

Wetter heute: Bei 17 bis 21 Grad ist es wechselnd bewölkt und trocken.
wetterspiegel.de

Θ ZAHL DES TAGES

196 verletzte Polizisten wurden bis Freitagabend gezählt. Die Polizei veröffentlichte Bilder eines Beamten, der mit einer Zwille beschossen worden war. Weitere Beamte erlitten Kreislaufprobleme nach Gefechten in Schutzkleidung bei heißen Außentemperaturen. Auch auf Seiten der Demonstranten und der gewaltbereiten Aktivisten gab es Verletzte. Elf Kämpfer gegen den Kapitalismus versuchten über einen Bauzaun in Bahrenfeld ein Grundstück zu entern, bevor der meterhohe Zaun ob des Gewichtes des Protests umfiel. Die Aktivisten erlitten schwere Verletzungen.
t-online.de (Verletzte Polizei), twitter.PolizeiHamburg (Zwillen), bild.de (VerletzteAktivisten)

Θ DEUTSCHLAND & DIE WELT

Merkel rollt mit den Augen über Putin: Das bleibt vom politischen G20-Gipfel am Freitag hängen welt.de
Neue Männerfreundschaft: Hamburgs G20-Gipfel schweisst neue Liaison zwischen Trump und Putin spiegel.de

Θ STADT & LEBEN

Dissonanzen in der Elbphilharmonie: Knapp zwei Kilometer entfernt von den Unruhen in der Stadt, lauschten die Lenker der Welt Beethovens Neunter. Zuvor gab es ein schönes Bild der Staatsmänner vor dem Wahrzeichen der Stadt. Einige einheimische Geladene sagten ihre Teilnahme am Konzert indes ab. Die grünen Senatoren Katharina Fegebank und Jens Kerstan hatten sich vor dem Hintergrund der Gewalt in der Stadt entschieden, nicht teilzunehmen, wohl um ihre Solidarität mit den Sicherheitskräften zu zeigen, die während des klassischen Konzerts ihre Gesundheit für die Hansestadt riskierten. Das verbliebene Publikum der konzertanten Aufführung zeigte sich mit großem Applaus indes begeistert, bevor es ein feines Dinner im kleinen Saal gab.
mopo.de, facebook.com (Grüne), spiegel.de, twitter.com/strickerdaniel (Begeisterung)

Heute geht es weiter: „Grenzenlose Solidarität statt G20“ heißt die Demonstration, die als die größte in die ruhmreiche Geschichte der Hamburger G20-Demonstrationen eingehen soll. 100.000 Menschen werden erwartet und die Polizei geht davon aus, dass sich auch hier wieder die gewaltbereiten Aktivisten unter friedliche Demonstranten mischen werden. Ganz friedlich wird es dagegen bei der Kundgebung „Hamburg zeigt Haltung“, die von einem breiten bürgerlichen Bündnis getragen wird. Die Parteien und die Kirche sollten ein starkes Zeichen gegen die Bilder des bisherigen Gipfels setzen.
mopo.de

Sommer unter Freunden meets Moin Moin Records Open Air: Dem G20-Trubel entfliehen und unter freiem Himmel gemütlich in den Sonnenuntergang tanzen: Das Open Air in Osteinbek präsentiert Techno und House in verschiedenen Variationen, ein Food Truck wirkt gegen den Hunger zwischendurch und am Kickertisch kann man seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Mit dabei sind unter anderem Hit Asmussen, Hinz & Kötter und Plattenbote. Ab 13 Uhr im Meesen 32a in Osteinbek
hamburg.de

Restaurant-Tipp – Sushi in Blankenese: Seit 2011 existiert das Echtasien in Blankenese und hat ein immer größer werdendes Stammpublikum zu verzeichnen. Das Sushirestaurant ist Anlaufstelle für zahlreiche Fans der japanischen Küche und kann sowohl Fachpresse als auch Gastronomiekritiker überzeugen. Neben Sushi bietet das Echtasien auch andere vielfältige asiatische Gerichte an.
hamburg.de

Θ FOFFTEIN

Freier Eintritt in Museen: Der Hamburger Senat lädt alle Hamburger ob der Unannehmlichkeiten des G20-Gipfels am Sonntag ein, die Museen kostenfrei zu besuchen.
hamburg.de

Heute kann man nur hoffen, dass die Gewalt in unserer Stadt aufhört. Wir wünschen Ihnen einen schönen Sonnabend.

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